Das Yachthafen-Debakel von Imperia

Sie hatte viel versprechend angefangen – die Erweiterung des Yachthafens von Imperia-Porto Maurizio. Erstmals war das Projekt im Rahmen der Vele d’epoca 2004 mit Plänen und Modellen der breiten Öffentlichkeit vorgestellt worden. Damals stand ich noch mit anderen deutschen Bekannten vor der Präsentation des neuen Yachthafens – staunend und ungläubig. Aus dem ehemaligen Industriehafen, aus dem noch in den siebziger Jahren russische Tanker minderwertiges Olivenöl aus industrieller Festung abholten und nach Russland schafften, sollte nun ein gigantischer und exklusiver Yachthafen entstehen, der im westlichen Mittelmeer seinesgleichen suchen und in direkter Konkurrenz zu Monaco oder Antibes stehen sollte.

Sehr elegant wirkte im Modell die östliche neue Mole und vor allem die künstlich geschaffene trapezförmige Halbinsel die Heimat des Yachtclubs von Imperia, von Cafés und Restaurants werden sollte. Am gewachsenen Festland zu Beginn der künstlichen Halbinsel sollten Wohnungen und Geschäfte für die omipräsenten internationalen Marken entstehen.

Aber passte das alles zu dem bisher eher verschlafenen Imperia, das so wenig aus sich machte? Letztendlich machten wir uns keine weiteren Gedanken, denn wir glaubten niemals an eine Verwirklichung. Aber damals wussten wir noch zu wenig von dem stets umtriebigen „pezzo grosso“ Imperias Claudio Scajola. Berlusconis Allzweckminister peitschte das Hafenprojekt voran, ohne dass es jemand von uns Ausländern mitbekam. 

Umso überraschter war ich, als ich im Sommer 2008 am Yachthafen ankam und schon aus der Ferne eine gewaltige aber elegant geschwungene neue Mole erblickte, deren Rohbau schon abgeschlossen war. Gleichzeitig war bereits die Verbreiterung der langen westlichen Hafenmole in vollem Gange. Insbesondere für Männer - und Kleinkinder - schien die Promenade an der westlichen Hafenmole ein willkommener Logenplatz. Von hier aus konnten sie dem schweren Gerät auf der Hafenmole zuzuschauen. Eine willkommene Abwechslng zum Urlaub im Liegestuhl. In den beiden Folgejahren Schritt der Ausbau des Hafens mit großen Schritten voran die Liegeplätze wurden eingerichtet, die Halbinsel aufgeschüttet. Zuletzt wurden die Rohbauten für die Wohnungen und Geschäfte und die Tiefgaragen errichtet – eine wirklich grandiose Leistung die die wenigsten so erwartet hätten.

Schon kurz nachdem die bereits langfristig verpachteten Liegeplätze eingerichtet waren kamen die ersten Megayachten mit bis zu einer Länge von 130 m. Von 2010-2012 hatte man den Eindruck, dass dieser neue Yachthafen von Imperia extrem gut angenommen und insgesamt einen gewaltigen Schub für die Region bedeuten würde.

Doch schon bald stellten sich die ersten sichtbaren Baumängel ein. Die auf Sand gebetteten Pflastersteine zerbrachen unter der Last der PKWs die zu den Yachten fuhren, Verkleidungsplatten brachen herunter. Das war aber nicht das eigentliche Übel. Schon sehr bald stellte sich heraus, dass eine oder mehrere am Projekt Beteiligten hohe Summen unterschlagen bzw. veruntreut haben. In der Presse wurde von teilweise bis zu 30 Millionen € berichtet. Nun fehlte das Geld. Damit verbunden war die Baueinstellung. 

Heute präsentiert sich die neue Hafenanlage in einem schlimmen Zustand, insbesondere um den Bereich, welcher das neuen Zentrums des Hafens mit künstlicher Halbinsel und den Rohbauten für Wohnungen und Gewerbeflächen bilden sollte. Nachdem durch die herbstlichen Stürmen alle Sichtschutzplanen von den Bauzäunen weggerissen wurden, präsentiert sich das Desaster quasi auf dem Silbertablett. Auf der künstlichen Halbinsel befindet sich Schutt, durchmischt mit Schrott und Kunststoffrohren. Die nicht mehr gebrauchten Baumaschinen vergammeln und rosten in der Salzluft vor sich hin und verstärken den slumartigen Eindruck. Zuvor hatten die mit wunderbaren Fotos bedruckten Sichtschutzplanen an den Bauzäunen das alles verdeckt. Die Fotos setzten die mondänen Projekte der Mitgesellschafterin des Hafens Aquamarca glanzvoll in Szene. Wenn man sich daran erinnert erscheint das jetzt präsentierte Brachland geradezu grotesk. Irgendwie scheint das Projekt Yachthafen für die italienische Krise zu stehen. 

Und seit das Debakel nun auch tatsächlich sichtbar ist, verschwinden auch nach und nach die Superyachten für die der Hafen bis dato nur ein erweiterter Parkplatz Monacos war.

Italien wäre nicht Italien, wenn man nicht kreative Lösungen für die Weiterentwicklung des Hafens fände. Und man kann sicher sein, dass es irgendwann dazu kommt. Im Grunde genommen ist das Konzept des Yachthafens gelungen und es wurde angenommem, wenn auch bisher als großer Parkplatz. Die Liegeplätze waren 2010-2013 gut besetzt. 

Nun muss eine neue Finanzierung erreicht, ein abgespektes, aber nicht minder attraktives Konzept entwickelt, das das eigentliche Plus der Region nicht übersieht - Kleinteiligkeit, Farbigkeit und der Charme des äußerlich leicht morbiden. Und dann geht es um eine zügige Umsetzug. Der Yachthafen muss belebt werden, sonst wird er Bremsklotz für die gesamte Region.  

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Kommentare: 1
  • #1

    Horst Reschka (Mittwoch, 02 Mai 2018 23:59)

    Sicher ist es schade, dass der Hafen nicht zuende gebaut wurde, es hat aber auch seine Vorteile.
    Wir liegen seit 3 Jahren in Maurizio und fühlen uns sehr wohl. Keine Enge, wir haben Platz ohne Ende, links und rechts meist 2-5 Bootsbreiten, sind fußläufig in 5-10 Min. In der Altstadt, können mit dem Auto bis zum Boot fahren, breite Anlegesteege, eine gute Kulisse im Schatten der Superjachten und ein unschlagbarer Preis, sowie anhand der wenigen Bootsgäste ein sauberes Hafenwasser. Ein wahrer Geheimtipp, für Yachteigner, 1 Std. Bis zum Flughafen Nizza, die Städte San Remo, Monacco, Nizza und Canes im 0,5-1,5 Autostundenbereich, was braucht man mehr. Dazu ein tolles Meer, schöne Küsten und tolle Restaurants und Landschaften.

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