Italiens jünster Sternekoch kocht ausgerechnet in Imperia, genauer gesagt, im agrodolce am Hafen von Oneglia. Das agrodolce gilt schon seit langem, als sehr gutes Restaurant und war auch unter dem Vorgänger Andrea Sarri Michelin-Stern gekrönt.
Der junge Chefkoch Augusto Valcelli aus Brescia tritt selbstbewusst auf. Von der Provinzhauptstadt Imperia hält nicht viel: "Hier würde ich nie ein eigenes Lokal eröffnen. Die Menschen sind sehr verschlossen und verstehen meine Küche nicht. Überhaupt ist es in Italien sehr schwierig was Gastronomie auf hohem Niveau betrifft." So äußert er sich in der neuen Riviera ZEIT. Dubai würde bereits rufen. Ob die Imperianer das so hinnehmen und weiter ins agrodolce pilgern?
Petra Hall, um keinen Seitenhieb auf die italienische Riviera verlegen, greift die Äußerungen natürlich genüsslich auf. Sie betont, dass Ligurien ohnehin nicht von Sterneköchen verwöhnt sei. Hier gäbe es zwischen Genua und Ventimiglia nur elf Restaurants, an der Côte d'Azur hingegen 49 Sternerestaurants.
Vielleicht kann es auch daran liegen, dass das kulinarische Niveau Liguriens insgesamt deutlich höher ist, als das von Südfrankreich. Denn dann stechen die deutlich besseren Lokale noch mehr heraus. Denn die kulinarische Highlights an der Côte d'Azur beschränken sich allenfalls auf die Sterne-Restaurants. Besucht man in Nizza, Cannes oder Monaco oder sei es auch in den vielen anderen kleinen Orten Restaurants auf Empfehlung dort ansässiger Freunde, so stellt sich ein solcher Restaurantbesuch fast durchwegs als deutlich überteuerter Reinfall heraus. Und dabei hapert es meistens schon an den schlechten Zutaten.
In Ligurien passiert einem so etwas einfach nicht. Kann hier das einfachste Lokal in den Bergen besuchen. In der Regel fühlt man sich niemals übers Ohr gehauen, denn schon die Zutaten sind einfach frisch und aromatisch. Er kann das Gericht selbst noch so einfach sein. Ligurer sind fast durchweg Feinschecker. Vielleicht etwas konservativ. Aber von Qualität verstehen sie etwas. Weniger verstehen sie sich auf Eigendarstellung. Es ist ihnen nicht wichtig. Und Deshalb stoßen bei Petra Hall und Ligurien auch verschiedene Welten aufeinander.
Petra Hall übersieht in ihrem Bericht zudem, dass es in Imperia-Prino das neue Sarri gibt, betrieben vom ehemaligen Chefkoch des agrodolce Andrea Sarri. Das Sarri ist nicht nur sternegekrönt, sondern auch das Ambiente ist herausragend. Das Innendesign verbindet das Flair alter ligurischen Häuser und verbindet es mit viel Holz zu einem rustikal modernen Design mit viel Ausstrahlung.
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