Monacos Welten

Wir saßen im Restaurant „La Piazetta“ in Imperia-Oneglia, ganz im Osten der Hafenarkaden. Zehn Freunde aus München die in dieser Zusammensetzung des erste Mal eine Woche an der Riviera verbrachten. Zuvor waren wir durch Oneglia geschlendert und genossen das italienisch entspannte Treiben in der Hauptgeschäftsstraße, auf der Piazza Dante und am Kai des Yachthafens. Im Lauf des Abends unterhielten wir uns über die Pläne der nächsten Tage. Ich schlug Genua vor, eines der wunderbarsten Ausflugsziele Liguriens. Nebenbei bemerkt: Genua hat die größte Altstadt Europas.

Schnell meinten einige meiner Freunde, sie wollten Monaco besuchen. Kurz zuvor war im SPIEGEL Mitte Juli der Artikel „Tod einer Fürstin“ erschienen – mit einer Schilderung von Monacos Innenleben. Helene Pastor, eine in Monaco lebende Multimilliardärin mit großem Immobilienbesitz im Fürstentum war Mitte Mai verstorben, nachdem sie Anfang Mai in Nizza niedergeschossen worden war.

Der SPIEGEL schildert in treffender Weise, wie Monaco in den letzten Jahren zu einem abgeschotteten Refugium für Superreiche ohne Rücksicht auf alle anderen Normalsterblichen wurde. Monaco, halb so groß wie der englische Garten in München, hat 30.000 Einwohner und 1000 Geschäfte die überwiegend Luxuswaren anbieten. In Monaco kommt ein Polizist auf 70 Einwohner, die Kameraüberwachung ist nahezu total.

Die Abschottung der Welten ist nahezu perfekt: Die erste Welt der Superreichen, die zweite Welt der Tagestouristen, welche das schillernde Puppenstubenland einmal unmittelbar erleben wollen und es gibt  die dritte Welt, die der dienstbaren Geister im Hintergrund, die in überfüllten Pendlerzügen jeden Tag nach Monaco reisen, um der Ersten Welt das Leben so angenehm wie möglich zu machen, ohne selbst in Erscheinung zu treten und die zweite Welt von der Ersten Welt möglichst diskret abgeschottet. Es ist das unsichtbare Aufgebot von Lakaien Assistenten, Modedesignern, Elektrikern, Bodyguards, Verkäufern oder Rohren, die sich selbst ein Leben in Monaco und Umgebung längst nicht mehr leisten können.

Der SPIEGEL beschreibt Monaco als Refugium einer empfindsamen Klientel der Superreichen und bietet ein Rund um Paket aus weitgehender Steuerfreiheit, Sonne und Sicherheit und der Garantie, dass man unter sich bleibt, dass Reiche nur ihresgleichen begegnen. Diese Abschottung bedeutet aber auch Zurückweisung Demütigung der zweiten und dritten Welt.

Am übernächsten Tag machen wir uns auf von unseren Feriendomizil im mittelalterlichen Dolcedo-Ripalta über die Küstenautobahn auf in Richtung Côte d‘Azur und Monaco. Wir fahren erst gegen 16.00 Uhr los, denn Monaco braucht seine eigene Kulisse und die kommt erst bei Dunkelheit zur Geltung. Monaco bei Tageslicht besuchen zu wollen, wäre geradezu eine Beleidigung. Die Frage ist nur für wen?

Deshalb fahren wir nicht auf dem direkten Weg nach Monaco, sondern steuern zuerst in La Turbie die Überreste des Trophaeum Alpium zu Ehren des römischen Kaisers Augustus an, dessen Säulen über der Côte d’Azur von weitem zu sehen sind. Am heutigen Tag war es das aber schon mit dem Kulturprogramm.

In unseren beiden Autos fahren wir weiter und steuern über die Haute Corniche La Condamie an, den Ort, der unmittelbar über dem Cap Ferrat liegt und von einem Aussichtspunkt mit Parkplätzen einen grandiosen Blick über das Cap Ferrat bietet. Von dort aus ist auch die Villa Leopold gut zu sehen, das Domizil des früheren belgischen Königs Leopold II.. Von unserem Aussichtspunkt sehen wir viele andere atemberaubende Villen vor uns - aber die Distanz zur ersten Welt bleibt gewahrt. Aber trotzdem genießen wir diesen grandiosen Blick über das Cap Ferrat und das vor uns liegende Mittelmeer. Wir fahren weiter über Sammelstellen hinunter auf die Moyenne Corniche und fahren auf dieser wieder in Richtung Osten nach Éze, dem perfektionistisch zu Grunde renovierten mittelalterlichen Ort, dem die Côte d’Azur für zu Füßen liegt. Der Ort an dem Éze erbaut wurde ist wahrhaft grandios – ein Südwestfelsen direkt über dem Meer. Aber wenn man den Ort betritt, dann vermisst man den Charme der ligurischen Orte mit ihrer gewissen Morbidität und Unperfektheit. Éze dagegen scheint nicht zu leben, es könnte auch ein Ort aus Plastik aus dem Playmobil-Land sein. Dazu passt das Treiben. Vor dem Ort halten die Reisebusse, mit Rentnern aus Ostdeutschland in drei Tagen die Côte d’Azur bereisen – mit Hin- und Rückreise. Aber im Grunde machen wir ja nichts anderes, nur etwas gemächlicher.

Die Sonne geht nun relativ schnell über Meer und Bergen unter. Es kommt die ideale Zeit nun weiter nach Monaco zu fahren. Vor uns liegen vier gepresste Stunden, in denen ich meinen Münchner Freunden möglichst viel von Monaco und Monte Carlo zeigen möchte. Wir steuern zunächst das Parkhaus am Ende von Monaco-Ville an, unterhalb des Ozeanographischen Museums. Am Abend findet man hier in der Regel vergleichsweise einfach Parkplätze. In jedem Fall Sie sind teuer.

Wir starten unsere Tour zu Fuss durch die Puppenstube von Monaco-Ville von der Südostspitze des monegasssischen Felsens durch die Gassen über die Kathedrale von Monaco hin zum Fürsten-Palais. Die kitschige gelbliche Straßenbeleuchtung treibt meinen durchaus verwöhnten Münchner Freunden die Tränen ins Gesicht. Man fühlt sich als sei man in einer anderen Welt. Aber davon lebt Monaco. Monaco schafft eine andere Welt. Auf dem Weg in Monaco will studieren wir die Speisekarten der zahlreichen Restaurants, vergleichen die Preise mit dem was wir auf den Tellern der Gäste sehen, und sehnen uns zurück in die geliebte Pizzeria Dolcedo.

Leicht hungrig steigen wir hinab vom Fürstenfelsen, gehen die Kaimauer des Hafens von Monaco entlang und machen einen Abstecher zu den Superyachten des Hauptteils. Früher fand ich einen Spaziergang entlang dieser Yachten noch interessant. Mittlerweile läuft man ab selbst in den Yachthäfen von Porto Maurizio und Oneglia, wo wir unseren Trip nach Monaco planten, an imposanteren Yachten achtlos vorbei als hier Monaco. Der Hafen von Monaco ist einfach zu klein für die heutigen Dimensionen 140 m Yacht hat eben in Imperia platz, nicht aber in Monaco. Der Yachthafen war allerdings ein schöner Ort um über das „immer mehr“ der heutigen Gesellschaft zu diskutieren – die mutmaßlichen Luxusprobleme der Reichen, die aber genauso hast sein können, wie die der Armen.  

Wir laufen nun der Avenue de Ostende folgend hoch nach Monte Carlo und gehen weiter über die Avenue de Monte Carlo zum Casino und dem Platz davor, dem nächtlichen Zentrum Monaco.

In breiter Front sehen Sie das Casino, westlich davon das Hôtel de Paris, links davon das Café de Paris. Mittlerweile ist es Nacht und Monte Carlo glänzt in märchenhafter Beleuchtung. Die Opulenz der Achtzigerjahre könnte nicht besser dargestellt werden als hier in Monaco.

Das Schauspiel Monte Carlos hat eigentlich den immer gleichen Ablauf. Wie in jeder niederbayrischen Kleinstadt gibt auch in Monte Carlo die sog. Idioten Runde. Nur ist es hier nicht der tiefgelegte 3er BMW der späten Neunzigerjahre die hier unablässig seine Runden drehen, sondern es sind die Ferraris, die Lamborghinis, die Aston Martins, die Bentleys oder die Rolls Royce Cabriolets, die hier unablässig ihre Runden drehen.

Wenn gerade ein Parkplatz am Place du Casino zu finden ist, dann wird hier kurz geparkt oder man lässt parken - ansonsten wird die Runde wiederholt.

Wir Münchner rätseln inzwischen wer denn diesen Autos sitzt. Sind es die Superreichen Monacos, sind es die halb Reichen aus dem Rest Europas die Monaco mal kurz besuchen, sind es Leute, die sich für einen halben Tag eines dieser Fahrzeuge gemietet haben, oder sind es gar angestellte Chauffeure der dritten Welt, die die abendliche Show der Ersten Welt für die zweite Welt am Laufen halten? Jedenfalls stehen die Menschen der zweiten Welt staunend und stundenlang auf den Bürgersteigen steigen und können das Theater das hier gespielt wird, kaum fassen. ….

Ziemlich schnell sind wir von der Wagenparade und dem monegassischen Theater gelangweilt. Wir gehen zunächst ins Hôtel de Paris, anschließend ins Hôtel Eremitage Monte Carlo, flanieren durch die angrenzenden Straßen mit den üblichen internationalen Geschäften entdeckten noch das Fermont Hotel Monte Carlo über dem berühmten Formel1 Tunnel und entschließen uns dann doch zurück zu kehren ins Zentrum des monegassischen Treibens, um das Restaurant des Café de Paris zu testen. Es liegt im selben Gebäude des Ablegers der großen Spielbank. Zur kleinen Spielbank hat jeder zutritt und die Einsätze sind geringer. Unser Platz im Restaurant des Café de Paris ist unterhaltsam. Man kann sehen und wird gesehen, wobei das sehen natürlich sehr interessant ist. Die Qualität der geordneten Gerichte ist allerdings mäßig, das Fleisch zäh. Von Imperia sind wir eine deutlich gehobener Küche gewohnt.

Gegen Mitternacht beenden wir den Besucher Monacos und irgendwie sind alle erleichtert. Man sollte Monaco gesehen haben aber kein zweites Mal. Denn im Endeffekt ist Monaco ein extrem scheußlicher Ort mit vielen Apartmenthochhäusern, etwas mondänes ausstrahlen möchten, aber weit daran vorbei schreiben. Und Monaco liegt allein vom Glanz der Nacht. Tagsüber wird die Showbühne deutlich trister sein.

Wir sind jedenfalls froh nun ins Val Prino in unsere mittelalterlichen Ferienhäuser in Dolcedo-Ripalta zurückkehren zu können. Denn sie haben wahrlich Flair und Charakter. Bei Spritz, Hugos und einem Glas Barolo reden wir über Monaco und die Côte d‘Azur und genießen es auf unserer Dachterrasse hoch über dem Val Prino zu sitzen. Morgen Abend wird das in der Pizzeria Dolcedo für mich jedenfalls die Pizza mit Steinpilzen und Trüffeln aus dem Val Prino geben.

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